Allgemeines über Saftkugler

Glomeris hexasticha

Die Saftkugler (wissenschaftlich Glomerida) sind eine artenreiche Ordnung der Klasse der Doppelfüßer (Diplopoda). Sie zählt ca 290 beschriebene Arten.

Insbesondere die Gattung Glomeris ist für ihre enorme Anzahl an Synonymen bekannt, die während der letzte zwei Jahrhunderte aufgestellt wurden. Dabei wurden oftmals Farbvarianten der selben Art als unterschiedliche Spezien interpretiert. Die beachtliche Variabilität vieler Arten war dem leider äußerst zuträglich.

Saftkugler bewohnen Wälder, schwach Baum- und Strauchbewachsene Freiflächen, Berghänge und Höhlen. Oft sind sie an Kalkböden gebunden. Sie sitzen unter Laub, Steinen, Holz, unter/in Moospolstern oder auch unter der Rinde verrottender Äste. Dabei sind ihre Habitate wie Berghänge oder Geröllhalden in Europa oft karg und trocken. In Asien bewohnen sie dagegen die tropischen Regenwälder, oft auf Karst.

Haltung und Zucht:

Vorneweg: Sind Saftkugler eigentlich schwer oder kompliziert?

 

Sie stellen viele Anforderungen die man einhalten muss, deshalb scheiden schon viele potenzielle Halter aus. Die Temperaturverhältnisse sind besonders wichtig. Man mag das Wissen und die Erfahrung zur Zucht der schönsten Thyropygus aus Thailand verfügen - hat man keinen Keller oder anderstweilig kühlen Raum, wird man nie erfolgreich Glomeris züchten können.

Es kann schwer sein ihren Anforderungen gerecht zu werden...  ...wo kriegt man eigentlich BlackSoil?

Hat man aber erstmal alle Vorbereitungen getroffen und den passenden Ort, ist die Zucht vieler Arten mühelos.

Also eigentlich ist es hinfällig ob sie "schwer" oder "kompliziert" sind... hauptsache man machts richtig!

 

Saftkugler hält man mindestens in Gruppen von 10 Exemplaren, dafür eignet sich eine Box mit rund fünf Litern Inhalt.

Diese Box füllt man mindestens 10cm hoch mit BlackSoil oder einer Laubwaldhumus&Faulesholz-Mischung, zumindest für die gängigen Arten. Wichtig:

viele Arten rühren weiß-gelbes Weißfaulesholz garnicht an.

Für sie sollte das WFH bereits über diesen Punkt hinaus braun-grau-schwarz gefault sein. Wenn Holzstücke noch Rinde aufweisen, verbringen sie gerne Zeit unter dieser und legen dort ihre Eier ab. Je nach Art muss das WFH garnicht mal von einem Laubbaum stammen, oft findet man europäische und amerikanische Saftkugler auch in Verbindung mit Tannen, Kiefern oder anderen Nadelhölzern.

Das Substrat sollte für Kugler stark aufgekalkt werden, dazu eignen sich sämtliche übliche Calciumpräparate aus dem Handel wie Sepia Schalen, Muschelgrit oder Kalksteinpulver.

Der Kalkanteil sollte ca 5-10% des Volumens des Substrates ausmachen.

Ich rate weiterhin dazu, eine 5cm hohe Schicht aus unorganischem Material auf dem Behälterboden einzubringen. Diese sollte sich am Boden des natürlichen Habitates der Saftkugler orientieren. Meist ist dies ein Lehm- oder Karstboden. 

Somit sind Kalksteine sehr gut geeignet um die Zuchtbox an das Habitat anzupassen, allerdings müssen sie sicher im Behälter eingebracht werden! Es besteht Verrutschungsgefahr!

 

Auf das Substrat gibt man nun eine Schicht gut zersetztes Laub, größere Holzstücke sowie Moospolster. Mit Flechten bewachsene Stöcke sollten angeboten werden. Diese bewachsenen Stöcke und Rinden werden regelrecht abgeweidet. Egal ob man wie ich zersetztes Laub selbst herstellt oder es sammelt, eignet sich insbesondere das Laub von Eschen, Ulmen, Pappeln, Haselnuss, Birken und Esskastanie. Es zersetzt sich deutlich schneller als Eichen- oder Buchenlaub und hat ein besseres C-N Verhältnis, doch gibt es sicher auch Arten, die Eiche oder Buche präferieren.

Zusatzfutter wie Obst, Gemüse oder Proteinsupplemente werden von Wildfängen meist verschmäht, deren Jungtiere haben wiederrum eine größere Chance, sie zu fressen. Hefe könnte sich für die meisten Arten als Zusatzfutter bewähren, bei Glomeris annulata ist Brauhefe ein nötiges Supplement.

Kinshi und die Fruchtkörper verschiedener Weißfäuleerreger/Champignons werden teilweise auch gefressen.

Ebenfalls mushroom mat.

 

Temperaturen von ca 0-5 Grad im Winter, 5-10 Grad im Frühling und Herbst sowie 15-22 Grad im Sommer eignen sich bestens für viele europäische Arten. Temperaturen über 25 Grad können tödlich sein!

 

Für Arten aus anderen Regionen muss man sich entsprechend an den Herkunftsgebieten orientieren.

Die thailändischen Rhopalomeris Arten verlangen  22-25 Grad (vielleicht nicht konstant?) jahrrum.

Das Substrat sollte für alle einfacheren gezüchteten Arten handfeucht sein, bei schwierigeren Arten wie Glomeris klugii (aus Südeuropa) rate ich dazu, trockenere und feuchtere Bereiche anzubieten.

Saftkugler und Kotpellets

Wichtige Grundlagen:

1. Saftkugler sind für Anfänger und Einsteiger in der Diplopodenzucht nicht geeignet.

 

2. Saftkugler sind empfindlich: bei Wildfängen ist mit Ausfällen zu rechnen.

 

3. paläarktische Saftkugler vertragen keine Hitze.

 

4. Die Zucht einiger Saftkugler ist äußerst simpel, während andere Arten noch unzüchtbar sind.

 

5. Saftkugler sind noch immer schwierig über mehrere Generationen zu züchten.

Oft laufen 2-3 Jahre alte Zuchtgruppen aus, wahrscheinlich liegt dies aber zumindest teilweise an fehlender Überwinterung.

Diese wird leider von vielen Züchtern noch immer  ausgelassen.

    

 


Saftkugler Weibchen legen bis zu 50 Eier pro Jahr, dies ist artabhängig.

Diese werden einzeln mit Kot ummantelt und auf dem Substrat abgelegt.

Die Eikapseln sind etwas größer als die Kotpellets und besitzen eine glatte Oberfläche. 

G. pustulata sind unglaublich produktiv, während sich 

G. marginata langsamer vermehren.

Allgemein wachsen die Jungtiere innerhalb eines Jahres auf eine Größe von 5–10mm heran. Die Geschlechtsreife wird je nach Art mit verschiedener Größe erlangt.

Während sie anfangs noch klein und weiß schlüpfen, bekommen sie nach den ersten Häutungen bald die erste Farbe. Jungtiere können eine andere Farbgebung als Geschlechtsreife Individuen aufweisen.

 

Da die Zucht vieler Saftkugler langsam vonstatten geht, wird das Hobby allein durch den regelmäßigen Import von Wildfängen diverser Arten am Leben erhalten. 

Bedarfsdeckende Zuchten fehlen.

Leider verkaufen noch immer viele bekannte, vermeintlich "verantwortungsbewusste" und etablierte Shops Saftkugler (hauptsächlich WF) an jedermann, was Tierwohl und der Etablierung, Koordinierung von Zuchtprojekten und Erfahrungsaustausch höchst unzuträglich ist.

Die Hauptaktivitäts- und Paarungszeit liegt im Frühling und Herbst. Im Winter graben sie sich tief in den Mineralboden ein, um geschützt zu überwintern, während sie im Sommer Trockenheit ebenfalls durch tiefes Graben vermeiden.

In der Natur ernähren sich Saftkugler hauptsächlich von verrottendem Laub, verrottendem Holz, Moosen und Flechten sowie Algen.

 

Das gefressene Material scheiden sie in Form kleiner Kotpellets bzw. Köttel wieder aus, dabei wird es mit myriaden von Mikroorganismen bevölkert. Diese sind essentiell für die Verdauung der Destruenten - die Jungtiere nehmen den Kot der Älteren Tiere auf, um sich dieses Mikrobiom anzueignen.

 

 

Glomeris tetrasticha "Schwäbische Alb"

Saftkugler häuten sich wie alle Tausendfüßer um zu wachsen. Dabei nutzen sie entweder kleine Höhlen im Substrat, unter Laub oder bauen sich eigene Häutungskammern aus Kot.

 

 
 

Gute Adressen:

1. Diplopoda.de & dazugehöriges Diplopoda Forum

2. TMED -The Millipede Enthusiast Database

3. Praxisratgeber „Tausendfüßer“, von Shura, Chimera Verlag 

4. bodentierhochvier.de

5. millibase.com

Meine persönlichen Top 5:

1. Glomeris oblonguttata

2. Loboglomeris rugifera

3. Onychoglomeris tyrolensis

4. Hyleoglomeris sp. rubber ducky

5. Glomeris pulchra

Habitat von O. herzegowinensis. Eine Geröllhalde in Kalambaka, Griechenland. 1.100m üNN

Welche Arten treffe ich am häufigsten in Zuchten an?

Glomeris marginata

Glomeris pustulata

Glomeris pulchra

Glomeris hexasticha

 

Hyleoglomeris sp. Vietnam
 
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